Forschungsprojekt Elefantenrüssel

Eines der auffallendsten Merkmale von Elefanten ist ihr Rüssel. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme, beim Trinken und im Sozialverhalten. Der Rüssel wird zum Beispiel auch beim Werkzeuggebrauch eingesetzt und es scheint sogar eine Unterscheidung zwischen Links- und Rechts-„Rüsslern“ möglich zu sein.

Zielsetzung

Das Forschungsprojekt rückt das Berührungsverhalten des Afrikanischen Elefanten und insbesondere die vielfältigen Rüsselberührungen in den Fokus. Um bestehende Wissenslücken zur Verwendung des Rüssels zu schließen, werden die Elefanten im Tiergarten Schönbrunn genau beobachtet.

Relevanz

Bisher gibt es keine umfassenden Daten darüber, wie genau und wie häufig Afrikanische Elefanten ihren Rüssel im Vergleich zu anderen Körperteilen einsetzen. Ein besseres Verständnis kann dazu beitragen, künftige Experimente, in denen die kognitiven Fähigkeiten von Elefanten getestet werden, besser an ihre spezifischen Fähigkeiten anzupassen.

Methode

Mit einem Beobachtungsprotokoll, ergänzt durch Foto- und Videomaterial, wurde das Berührungsverhalten der Afrikanischen Elefanten im Tiergarten Schönbrunn aufgezeichnet. Jede Elefantenkuh wurde dafür separat über mehrere Stunden beobachtet. Außerdem sollte mit Hilfe von Fütterungsexperimenten sowie Foto- und Videoaufnahmen genau dokumentiert werden, wie Elefanten ihren Rüssel einsetzen. Die Erkenntnisse aus der Beobachtung von lebenden Elefanten wurden dann mit detaillierten neurobiologischen Untersuchungen von Elefantengehirnen und –gesichtsnerven kombiniert.

Ergebnisse

In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Afrikanische Elefanten ca. 63.000 Nervenzellen im Gesichtskern besitzen – einem Nervenkomplex im Hirnstamm, der für die Steuerung der Gesichts- und Ohrmuskeln zuständig ist.  Diese Zahl ist einzigartig hoch unter allen landlebenden Säugetieren einschließlich des Menschen. Allein ihr Rüssel besteht aus über 30.000 Muskeln und kann sowohl große, ausladende Bewegungen, als auch mit beiden sogenannten Rüsselfingern feinabgestimmte Greif- und Tastbewegungen vollführen. Das Forscherteam rund um Lena Kaufmann fand außerdem heraus, dass Asiatische Elefanten, die nur einen Rüsselfinger und kleinere Ohren besitzen, mit „nur“ ca. 54.000 Nervenzellen auch einen weniger komplexen Gesichtskern haben.

Literatur

Kaufmann, L. V., Schneeweiß, U., Maier, E., Hildebrandt, T., & Brecht, M. (2022). Elephant facial motor control. Science Advances8(43), eabq2789. https://doi.org/10.1126/sciadv.abq2789