Stephan Hering-Hagenbeck wird ab 1. Jänner 2020 Direktor des Tiergarten Schönbrunn. Das gab Bundesministerin Elisabeth Udolf-Strobl im Rahmen eines Pressetermins am 30. Oktober im Tiergarten bekannt. Der 52-jährige promovierte Biologe und ehemalige Geschäftsführer und zoologische Direktor des Tierparks Hagenbeck in Hamburg folgt auf Dagmar Schratter, die nach 13 Jahren an der Spitze des Tiergartens Ende des Jahres ihren Ruhestand antritt.
Auswahlverfahren. Im Mai 2019 wurde die Stelle des Alleingeschäftsführers der Schönbrunner Tiergarten Ges.m.b.H. ausgeschrieben. Der Prozess wurde von einem renommierten Headhunter begleitet. Im September wurden sieben Bewerber von der Kommission zu einem Hearing geladen. Mit ihrer Entscheidung folgt Bundesministerin Udolf-Strobl dem Vorschlag der Hearing-Kommission, die Hering-Hagenbeck als erstgereihten Kandidaten vorschlug.
Udolf-Strobl: „Ich freue mich, dass wir mit Stephan Hering-Hagenbeck einen weltweit anerkannten Experten und einen leidenschaftlichen Tiergartenmanager gefunden haben. Er hat Erfahrung mit historischer Substanz und großen Bauprojekten. Daher bin ich zuversichtlich, dass er den erfolgreichen Weg des Tiergartens an der Schnittstelle von Tradition und Innovation weiterführen wird. Schönbrunn ist mehr als ein Zoo, es ist eine rot-weiß-rote Institution. Mit der heutigen Entscheidung ermöglichen wir die künftige Weiterentwicklung auf höchstem Niveau.“
Werdegang. Geboren am 29. September 1967 in Frankfurt am Main übersiedelte Hering-Hagenbeck mit seinen Eltern im Alter von fünf Jahren nach Südafrika. Später studierte er Biologie in Berlin und Paris und kehrte für Forschungsarbeiten im Zuge seiner Doktorarbeit über die Parasitenfauna wildlebender Reptilien in Südafrika für fünf Jahre nach Afrika in den Busch zurück. Verheiratet mit Bettina Hagenbeck stieg er schließlich in das erfolgreiche Familienunternehmen, den Hamburger Tierpark Hagenbeck, ein und blickt nun auf eine fast 20-jährige Zooerfahrung in leitender Position zurück: Im Jahr 2000 wurde er Betriebsleiter im Tierpark Hagenbeck, 2005 wurde er Geschäftsführer und von 2012 bis 2018 war er zoologischer Direktor. 2009 wurde er mit dem B.A.U.M. Umweltpreis ausgezeichnet.
In seiner Amtszeit zeichnet er für mehrere große Bauprojekte wie das Tropen-Aquarium (21,5 Millionen Euro) und das Eismeer (20,5 Millionen Euro) verantwortlich. Mit seiner Expertise im Bereich der Tierhaltung und der Entwicklung von Tieranlagen hat er zahlreiche Zoos in aller Welt beraten: von Pairi Daiza in Belgien über den Moskauer Zoo bis zum Zoo von Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten. 2015 machte sich Hering-Hagenbeck mit einem Generalplanungs- und Architekturbüro für Zoos und Aquarien selbstständig und setzte mit seinem Team z. B. das Polarium im Zoo Rostock um.
Zukunft. Nun freut sich der Vater dreier fast erwachsener Kinder auf seine neue berufliche Herausforderung in Wien. Stephan Hering-Hagenbeck: „Ich habe die Stadt Wien bei meinen vielen Besuchen immer als eine sehr liebenswerte, charmante und weltoffene Stadt erleben dürfen. Ich sehe es als ein großes Privileg an, nun nicht nur in dieser Stadt leben zu dürfen, sondern auch noch ein so tief mit der Stadt verwurzeltes Unternehmen führen zu dürfen. Ich bin mir dieser großen Verantwortung bewusst und nehme sie sehr gerne an!“
In der Vergangenheit hat er den Tiergarten Schönbrunn regelmäßig besucht und „schätzt dessen Schönheit, Einzigartigkeit und Geschichte“. „Der Tiergarten Schönbrunn ist nicht nur der älteste Zoologische Garten der Welt, sondern sicherlich auch einer der modernsten. Die Herausforderung einen Zoologischen Garten zwischen Tradition und Innovation weiterzuentwickeln, kenne ich bereits aus meiner Arbeit im 112-jährigen Tierpark Hagenbeck und sie hat mich schon immer gereizt.“ Sein erstes Großprojekt in Schönbrunn wird ein neues Aquarienhaus sein, mit dessen Planung bereits begonnen wurde.
Gemeinsam mit dem erfahrenen Mitarbeiter-Team möchte Stephan Hering-Hagenbeck den Tiergarten Schönbrunn weiterhin in eine erfolgreiche Zukunft führen. Seine tiergärtnerischen Schwerpunkte sieht er im Tierwohl und im Tiererlebnis.
Dagmar Schratter: „Ich freue mich, dass mit Stephan Hering-Hagenbeck ein begeisterter Tiergärtner meine Nachfolge antritt, der viele Jahre in den unterschiedlichsten Bereichen eines Zoos tätig war und dessen Expertise im Bau von Tieranlagen international geschätzt wird. Durch sein Wirken im Tierpark Hagenbeck, der ebenfalls ein Zoo mit langer Tradition ist, ist ihm die Kombination von historischem Ambiente mit moderner Tierhaltung bestens bekannt.“
Anna Baumann, Direktorin des Natur- und Tierparks Goldau in der Schweiz und Mitglied der Hearingkommission: „Herr Stephan Hering-Hagenbeck ist ein begnadeter Tiergärtner mit tiefen internationalen Verbindungen. Er versteht es auch, die Digitalisierung für den Tiergarten zu nutzen. Ich wünsche ihm viel Befriedigung bei seiner neuen Tätigkeit und ich bin überzeugt, dass seine frischen und überlegten Ideen bei der Wiener Bevölkerung gut ankommen.“
Anerkennung für Schratter. Seit 2007 ist Dagmar Schratter Direktorin des Tiergarten Schönbrunn. Bereits 1993 holte sie ihr Vorgänger Helmut Pechlaner in den Zoo – als zoologische Abteilungsleiterin und später auch als seine Stellvertreterin. Zahlreiche Verbesserungen für die Tiere und neue Erlebnisse für die Besucherinnen und Besucher wurden in ihrer Amtszeit umgesetzt: vom Südamerikapark über die Eisbärenwelt bis zum neuen Giraffenpark. Einen besonderen Schwerpunkt setzte sie im Bereich des Artenschutzes, insbesondere auch beim Schutz der heimischen Tierwelt (u. a. Errichtung des Naturerlebnisweges). Der Tiergarten Schönbrunn ist die zweitmeistbesuchte Sehenswürdigkeit in Österreich und genießt heute auch durch besondere Nachzuchten wie des Großen Pandas oder der Batagur Flussschildkröte weltweite Anerkennung. Vergangene Woche wurde Dagmar Schratter mit dem großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Udolf-Strobl: „Ich bedanke mich bei Dagmar Schratter, die den Tiergarten in den vergangenen 13 Jahren mit viel Leidenschaft, Weitsicht und hoher fachlicher Expertise geführt hat. Die zahlreichen Projekte, die sie während ihrer Amtszeit vorangetrieben hat, und das große Interesse des Publikums sind ein Beleg für ihren erfolgreichen Kurs. Durch ihre weltweite Anerkennung als Wissenschaftlerin ist sie ein Aushängeschild für den Tiergarten Schönbrunn und für Österreich.“
Auch Wolfgang Schüssel, Aufsichtsratsvorsitzender der Schönbrunner Tiergarten Ges.m.b.H., bedankt sich bei Schratter: "Dagmar Schratter war eine unglaubliche Bereicherung für den Tiergarten Schönbrunn, der in ihrer Amtszeit fünfmal in Folge zum besten Zoo Europas gekürt wurde. Ebenso konnte sie jedes Jahr konstant hohe Besucherzahlen von über zwei Millionen erreichen. Wir verdanken ihr unglaublich viel!“