Was für ein Jahr! Im Tiergarten gab es 2020 viele schöne Momente. Besonders die Geburt des allerersten Koala-Jungtiers in der Geschichte des Zoos und der vierfache Nachwuchs bei den Geparden gehören dazu. Mit zwei längeren coronabedingten Schließungen war es jedoch ein sehr hartes Jahr für den Tiergarten. Aber alles der Reihe nach:
Neues Jahr, neuer Direktor
Mit Anfang Jänner trat Stephan Hering-Hagenbeck seinen Dienst als neuer Tiergarten-Direktor an. Er folgte Dagmar Schratter nach, die nach 13 Jahren an der Spitze des Tiergartens Ende 2019 in Pension gegangen war. Der 52-jährige promovierte Biologe war jahrelang Geschäftsführer und zoologischer Direktor des Tierparks Hagenbeck in Hamburg. Sein erstes Jahr in Schönbrunn sollte ein besonders aufregendes werden.
Jänner und Februar: Ein Eisbären-Jungtier entdeckt die Welt.
Täglich verfolgten wir gespannt die Aufnahmen aus der Eisbären-Wurfhöhle. Der Nachwuchs war 10 Wochen alt und machte nun erste Gehversuche. Mitte Februar war es dann soweit: Eisbärenmutter Nora führte ihr Kleines auf die Außenanlage und es war erstmals live zu sehen! Bald war klar, dass es ein Weibchen ist, und die Namenssuche startete. Unglaubliche 20.964 Vorschläge aus aller Welt trudelten bei uns ein. Das Tierpfleger-Team entschied sich für Finja, „die Weiße und Schöne“.
März und April: Der Tiergarten ist geschlossen.
Nur wenige Wochen konnten sich die Besucher an Finjas Anblick erfreuen und beobachten, welche Fortschritte die kleine Bärin machte. Ab 12. März war dann Schluss: Der Tiergarten musste coronabedingt schließen. Gerade zur schönsten Frühlingszeit herrschte gähnende Leere. Doch das Leben im Zoo ging natürlich weiter. Anfang April wurde ein Katta-Jungtier geboren und auch bei den Flamingos gab es Nachwuchs.
Mai und Juni: Ein wahrer Baby-Boom startet.
Anfang Mai kamen zwei Rentier-Männchen zur Welt – just bevor der Tiergarten nach 65 Tagen Schließzeit am 15. Mai wieder öffnen durfte! Mit einem durchdachten Maßnahmen-Konzept wurde für die Sicherheit gesorgt. Für die Besucher gab es gleich mehrere Highlights: So waren die Felsenpinguin-Küken, das winzige Zwergseiden-Äffchen und die sechs Präriehund-Minis, die allesamt im April zur Welt gekommen waren, zu sehen.
Und der Baby-Boom ging weiter: Ein Jungtier bei den gefährdeten Luchsen und ein graues, faltiges Robbenjunges verzückten die Besucher. Beim kleinen Luchs brauchte man immer etwas Glück, ihn auf seinen Erkundungstouren im Waldgehege zu entdecken. Das junge Robbenmännchen war im Mutter-Kind-Bereich der Robbenanlage gut zu sehen und bald soweit, bei den Großen mitzuschwimmen. Es bekam von seinen Tierpflegern den Namen Pablo.
Juli: Der Babyelefant wird 1.
Im Juli begann zunächst für drei junge Habichtskäuze aus dem Tiergarten das „Abenteuer Wildnis“. Sie wurden im Wienerwald schrittweise ausgewildert. Wenige Tage später feierten wir den ersten Geburtstag unseres Elefanten-Mädchens Kibali. Sie war als „Abstandhalter“ in der Coronazeit eine kleine Berühmtheit geworden. "Babyelefant" wurde sogar zum österreichischen Wort des Jahres 2020 gewählt. Der Juli wartete auch mit zwei Neuheiten auf:
Bei der neuen Giraffen-VerFührung kann man nun hinter die Kulissen des Giraffenhauses blicken und die Langhälse von einem Podest aus mit Blättern füttern. Und eine neue Tierart zog ein: Turopolje-Schweine, eine besondere Rasse, mit der uns eine lange Geschichte verbindet. Ende Juli freuten wir uns über Nachwuchs bei den Weißrüssel-Nasenbären: Das Weibchen Puppe brachte Zwillinge zur Welt und kümmerte sich gemeinsam mit Papa Fernando liebevoll um ihren ersten Nachwuchs.
August: Vier Geparde, drei Erdmännchen und ein Panda wird 20
Große Freude bereiteten auch die vier Geparden-Jungtiere, die Anfang August aus der Wurfhöhle tapsten. Mutter Afra hatte sie die ersten Wochen dort großgezogen. Die vier hüpften verspielt durchs Stroh und waren bald soweit, die Außenanlage zu erkunden. Drei andere herzige Jungtiere verließen um diese Zeit ebenso die Höhle, in der sie Mutter Zuzu zur Welt gebracht hatte: die Erdmännchen. Das quirlige Trio sorgte in der Gruppe für viel Action und bei den Besuchern für strahlende Augen.
Eine ganz besondere tierische Persönlichkeit feierte am 10. August einen runden Geburtstag: Panda-Weibchen Yang Yang wurde 20 Jahre alt und von ihren Tierpflegern mit einer speziellen Bambus-Torte beschenkt. Insgesamt hatte uns Yang Yang seit 2013 vier Mal mit Panda-Nachwuchs erfreut. Unser Pärchen bei den Königspinguinen bekam heuer zum dritten Mal Nachwuchs. Das Küken schlüpfte im Juli und versteckte sich die ersten Wochen in der Bauchfalte der Eltern.
September: Hurra, ein Koala und Namen für die Geparde
Im September dann die aufregende Nachricht: Koala-Weibchen Bunji trägt ein Jungtier im Beutel! Sehen konnte man es noch nicht, nur von außen seine Bewegungen erahnen. Sein Geburtstag dürfte der 21. April gewesen sein. Ab da wuchs es im Beutel heran. Tierpflegerin Simona glückte schließlich der erste Schnappschuss, als das Kleine einmal aus dem Beutel hervorlugte. Wenige Wochen später hatte das Koala-Jungtier bereits einen prominenten Paten: Tennis-Star Dominic Thiem.
Ende September war es an der Zeit, Namen für die vier Geparden-Jungtiere zu finden, die sich prächtig entwickelt hatten und mittlerweile schon tüchtig Fleisch fraßen, rauften und in der Anlage herumflitzten. Die Facebook-Community des Tiergartens durfte bei den Namen für die zwei Weibchen und zwei Männchen mitentscheiden: Sibaya, Malkia, Tuli und Paka lauten nun die klingenden afrikanischen Namen der vier jungen Katzen.
Oktober: Willkommen Surya, Farewell Drumbo
Wir hießen eine neue Tiergartenbewohnerin willkommen, es hieß aber auch Abschied nehmen. Das siebenjährige Orang-Utan-Weibchen Surya kam aus dem Zoo Rostock zu uns und brachte frischen Wind in die Orang-Utan-Gruppe. Elefanten-Dame Drumbo übersiedelte indes nach Tschechien. Das Treiben in der Herde war Drumbo zunehmend zu viel geworden. Im Zoo Dvůr Králové erwarteten die 46-jährige Elefantenkuh zwei ebenfalls ältere Damen. In ihrem neuen Zuhause lebte sie sich gut ein.
November: Der zweite Lockdown
Am 3. November musste der Tiergarten ein zweites Mal coronabedingt schließen. Daher konnten die Tiergartenbesucher den Neuankömmling bei den Elefanten gar nicht mehr begrüßen. Der 35-jährige Elefantenbulle Tembo kam am 4. November aus dem Zoo Dresden nach Schönbrunn. Er lernte zunächst die Elefantenanlage und später seine Mitbewohnerinnen kennen. Tonga und Co. gewöhnten sich rasch an das neue Herdenmitglied und zeigten reges Interesse.
Auch bei den Orang-Utans hieß es zusammengewöhnen: Nach Surya zog mit der elfjährigen Sari ein weiteres Orang-Utan-Weibchen ein. Sari kam aus dem Zoo Dublin. Die beiden wurden schrittweise an ihre neuen Tierpfleger, die Abläufe und an ihre Mitbewohner gewöhnt. Vladimir, Mota und Sol verstehen sich gut mit den Jungspunden. Besonders Surya und Mota waren rasch ein Herz und eine Seele und sind seither nur noch im Doppelpack anzutreffen.
In die zweite Schließzeit fiel auch Finjas erster Geburtstag. Das Eisbären-Mädchen wurde am 9. November ein Jahr alt und bekam von ihrer Tierpflegerin eine herrliche Eistorte. Ihre Fans freuten sich über die herzigen Fotos. Auch die Bilder des Faultier-Mädchens Pauline erfreuten die Zoofans. Sie war bereits im ersten Lockdown zur Welt gekommen. Das Vogelhaus, wo unsere Faultiere leben, war aber immer zu. Ihr Tagesablauf blieb jedenfalls der gleiche: schlafen, fressen, herumhängen. Gemütlich!
Dezember: Ein Name für das Koala-Jungtier
Etwas mehr tat sich beim Koala-Jungtier. Anfang Dezember hatte es den Beutel von Mutter Bunji endgültig verlassen und es stand fest: Es ist ein Weibchen! Die Tierpfleger suchten den Namen Millaa Millaa für die Kleine aus. Das ist ein schöner Wasserfall in der gleichnamigen Stadt in Queensland - der Bundesstaat in Australien, wo unsere Koala-Unterart heimisch ist. Bis die Zoobesucher Millaa Millaa live erleben können, dauert es noch. Der Tiergarten bleibt weiterhin geschlossen.