Nicht viele Menschen verdienen eine solche Zuschreibung, doch bei ihm trifft sie definitiv zu: Er ist eine Legende im Tiergarten Schönbrunn! Ludwig Fessl, seit Jahrzehnten DER Experte für die Pflege von Pinguinen, Eisbären & Co. im Tiergarten Schönbrunn und gleichzeitig Publikumsmagnet bei den Robbenfütterung! Ende März tritt die Tierpflegerlegende ihren wohlverdienten Ruhestand an, und wird dabei nicht kürzertreten. In einem sehr persönlichen Gespräch – leider ohne eine seiner sagenumwobenen selbstgebackenen Torten – erzählte Ludwig über seine Laufbahn im Tiergarten.
Für viele unserer Gäste ist das Highlight jedes Tiergartenbesuches eine Robbenfütterung mit dir, und das schon für mehrere Generationen. Seit wann arbeitest du im Tiergarten Schönbrunn?Meine Lehre habe ich am 3. Oktober 1977 begonnen und war der erste Lehrling, der diese damals noch neue Berufsausbildung im Tiergarten Schönbrunn abgeschlossen hat. Nun bin ich seit 48 Jahren dabei und freue mich, Ende März in Pension zu gehen und meine Zeit meinen zwei noch recht kleinen Kindern zu widmen. Auch das Backen, meine größte Leidenschaft neben den Tieren, und die Arbeit im Garten werden nicht zu kurz kommen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Warum wolltest du damals Tierpfleger werden und welche Stationen hast du durchlebt?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Tiere. Was sicher auch damit zu tun hat, dass ich auf einem kleinen Bauernhof im Waldviertel aufgewachsen bin. Damals musste ich mich zwischen einer Ausbildung als Konditor oder Tierpfleger entscheiden und bin dann eher durch Zufall, über Kontakte, zur Lehre im Tiergarten gekommen. Während der Lehrzeit habe ich alle Reviere und Bereiche kennengelernt. Gestartet habe ich im Vogelhaus und war dann auch schon recht bald im Polarium. Außerdem habe ich die Mehlwurmzucht sowie den damaligen „Kinderzoo“ betreut und war als Springer für Huftiere tätig. Mit nur 22 Jahren wurde ich dann Revierleiter im Polarium - und bin es bis heute geblieben.
In so vielen Jahren gab es sicher sehr viele erinnerungswürdige Momente. Welche blieben dir besonders in Erinnerung?
Ich durfte in der Zeit des Umbruchs, als Helmut Pechlaner in den Tiergarten gekommen ist, aktiv mitgestalten und war zum Beispiel in den Umbau der Robben-, Pinguin- und Eisbärenanlage involviert. Ich durfte mich bei Umbauten und Verbesserungen für die Tiere einbringen und habe mit meinen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam viel bewirkt. Es haben sich lebenslange Freundschaften entwickelt, für die ich sehr dankbar bin. Gerne erinnere ich mich auch an Dienstreisen, wie etwa nach Australien oder nach Uruguay, von wo wir Robben abgeholt haben. Außerdem habe ich meine Frau im Tiergarten kennengelernt.
Während deiner fast 48 Jahre im Tiergarten als Tierpfleger warst du sicher auch mit kritischen Stimmen gegenüber Zoos konfrontiert. Warum brauchen wir deiner Meinung nach 2025 noch Einrichtungen wie den Tiergarten Schönbrunn?Was du nicht kennst, schützt du nicht. Was zu weit weg ist, ist nicht greifbar. Wenn Besucher/innen in den Tiergarten kommen erleben sie die Tiere mit allen Sinnen, es entstehen schöne Erinnerungen und auch eine Art von Beziehung. Zu unseren Aufgaben zählt natürlich auch die Bildung und das Bewusstmachen, wie es um den Tierbestand in der Wildbahn steht, warum ganz viele Arten bedroht sind und welchen Beitrag wir mit unserer Arbeit zum weltweiten Artenschutz leisten. Bei uns können sich die Menschen vor Ort mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen und das eben mit allen Sinnen.
Abschließend noch ein Rundblick in die Kolleg/innenschaft – und vorweg, alle sind traurig, dass du gehst und wünschen dir natürlich alles Gute. Deine Weggefährt/innen und Begleiter/innen beschreiben dich als immer hilfsbereit, lösungsorientiert und sehr beliebt. Die Zoopädagog/innen und Guides bekommen immer wieder die Frage von Besuchergruppen: „Ist der langhaarige Robbenpfleger heute da?“ Viele kennen dich seit ihrer Kindheit und sind mit den eignen Kindern zu „deinen“ Robbenfütterungen gekommen. Wir haben auch den Ausdruck gehört:“ Ludwig Fessl ist einzigartig – und der einzige Star im Tiergarten.“ Im Namen aller Tiere und Menschen des Tiergartens Schönbrunn wünschen wir dir einen glücklichen, gesunden, erfüllenden neuen Lebensabschnitt – und eine tierisch gute Zeit!
Traumberuf Tierpfleger/in
Während der dreijährigen Ausbildung zum Tierpfleger oder zur Tierpflegerin werden alle Reviere durchlaufen und umfangreiches, fachspezifisches Wissen vermittelt.Wie pflege ich Wild- und Zootiere sowie Haustierrassen?
Wie erhalte ich die Tiergesundheit und stelle Veränderungen bei den Tieren fest?
Auch Anpacken ist gefragt, denn alles rund um Fütterung und Reinigen der Tierunterkünfte zählt ebenfalls zu den täglichen Aufgaben.
Wir freuen uns über Kolleg/innen, denen Artenschutz eine Herzensangelegenheit ist und die mit Leib und Seele diesen wunderbaren Beruf ausüben möchten. Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Flexibilität setzen wir voraus und wünschen uns jede Menge Wissbegierigkeit und Lernbereitschaft.
Neugierig geworden? Alle Informationen zum Lehrberuf „Tierpfleger/in“ sowie ein Video und einen Infofolder finden Sie hier.