Giraffen-Nachwuchs im Tiergarten

26. November 2024

In der Nacht auf den 14. November kam eine kleine Netzgiraffe zur Welt. Die Giraffen-Mutter hat sich dem weiblichen Jungtier sofort fürsorglich angenommen. Trotzdem sind wir vorsichtig optimistisch. „Die Geburt ist bilderbuchmäßig verlaufen. Gerade bei Giraffen birgt diese immer ein erstes großes Risiko, da die Tiere im Stehen gebären und das Jungtier mit einem Fall aus zwei Metern Höhe das Licht dieser Welt erblickt. Aber auch die ersten Tage des Jungtieres sind sehr kritisch, daher stehen Mutter und Kalb anfangs unter besonderer Beobachtung. Über Kameras, mit denen das Giraffenhaus ausgestattet ist, analysiert unser Experten-Team rund um die Uhr das Verhalten der Tiere", so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck. 

Wie wichtig diese genaue Beoachtung ist, hat sich dann schnell gezeigt. Leider hat das Kalb nicht ausreichend an Gewicht zugenommen und wir haben begonnen, uns große Sorgen um das Jungtier zu machen. Die Mutter kümmert sich fürsorglich und das Kleine trinkt auch regelmäßig bei ihr. Die Muttermilch scheint jedoch nicht auszureichen, um den Bedarf des Jungtieres zu decken. Seit dem Wochenende akzeptiert das Jungtier neben der Muttermilch auch zusätzliche Milch. Unser Team hat mit sehr viel Geduld immer und immer wieder versucht, direkt nach dem Trinken bei der Mutter noch Ersatzmilch zuzufüttern. Das klappt im Moment glücklicherweise. Doch noch ist das Jungtier nicht über den Berg. 

Mutter und Jungtier sind vorübergehend für sich oder mit einem weiteren, vertrauten Weibchen vom Rest der Gruppe getrennt. Auch in der Wildbahn sondern sich Giraffen-Weibchen kurz vor der Geburt von der Herde ab. Im Tiergarten wurde in Vorbereitung auf die Geburt ein Teil des Giraffenhauses mit speziellen Stallmatten ausgelegt, die als rutschfester Bodenbelag für den Neuankömmling dienen. In diesem Bereich halten sich Mutter und Kalb derzeit auf. Sie sind daher für Besucherinnen und Besucher noch nicht zu sehen. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die übrigen Gruppenmitglieder das Kalb bald kennenlernen. So auch dessen ältere Schwester, die mittlerweile fast drei Jahre alt ist.

„Eine Geburt ist für die ganze Gruppe eine große Bereicherung. Jungtiere halten alle Herdenmitglieder auf Trab und bringen eine neue Dynamik in die Gruppe. Die Freude über den Nachwuchs ist trotz anfänglicher Vorsicht groß, vor allem beim Tierpfleger-Team, das sich tagtäglich mit viel Hingabe und Fachwissen um die Tiere kümmert“, so Dr. Eveline Dungl, zuständige Kuratorin. Auch international freut man sich über den Schönbrunner Nachwuchs. Die Netzgiraffe ist eine stark gefährdete Giraffen-Art. Das Kalb ist somit ein wichtiger Beitrag zur Europäischen Erhaltungszucht. Die Erhaltungszucht ist eine zentrale Aufgabe moderner, wissenschaftlich geführter Tiergärten, um den Bestand bedrohter Tierarten durch den Aufbau genetisch gesunder Populationen in menschlicher Obhut zu sichern. Dadurch können Arten langfristig vor der Ausrottung bewahrt werden.