1452
Im Stadtgraben von Wien wird der erste „Tiergarten“ eingerichtet (bis 1462).
1542
Auf der Wiener Burgbastei besteht eine kleine Tierhaltung (bis 1574).
1552
Zum ersten Mal ist in Wien ein Elefant zu sehen. Er wird in der im selben Jahr fertig gestellten Menagerie von Schloss Ebersdorf bei Wien (bis 1607) untergebracht.
1564
Auch auf dem Gelände von Schloss Neugebäude (heute Wien-Simmering) wird eine Menagerie errichtet. Ein Teil der Tiere aus Ebersdorf wird dorthin übersiedelt.
1569
Kaiser Maximilian II. kauft die Katterburg, den Vorgängerbau des heutigen Schlosses Schönbrunn. Ein Jahr später wird auf dem weitläufigen Areal ein Jagd-Tiergarten eingerichtet.
1642
Der Name „Schönbrunn“ ist erstmals urkundlich nachweisbar.
1716
Prinz Eugen gründet eine Menagerie im Park von Schloss Belvedere, die nach seinem Tod zusammen mit dem übrigen Besitz vom Kaiserhaus gekauft wird (1737).
1752
Am 31. Juli ist erstmals ein Besuch von Kaiser Franz I. Stephan mit Gästen in der schon fast fertig gestellten Menagerie im Schlosspark von Schönbrunn belegt. Dieser Tag gilt deshalb als "Geburtstag" des Tiergarten Schönbrunn.
1759
Als letzter Bauteil der Menagerie wird der Zentralpavillon fertig gestellt. Er dient dem Kaiserpaar und seinen Gästen als Frühstücks- und Gesellschaftsraum.
1770
In Schönbrunn zieht der erste Elefant ein (ein Indischer Elefant).
1778
Die Menagerie wird zusammen mit Schloss und Park bei freiem Eintritt für die Bevölkerung geöffnet. Sie ist vorerst nur an Sonntagen und für „anständig gekleidete Personen“ zugänglich.
1781
Aus der aufgelassenen Menagerie im Schloss Neugebäude ziehen mit Wölfen und Bären erstmals „Raubtiere“ in Schönbrunn ein.
1799
Vom italienischen Menagerie-Besitzer Albi (Alpi) werden zahlreiche Großtiere angekauft, darunter ein Paar Indischer Elefanten sowie die ersten Eisbären, Großkatzen und Hyänen.
1803
Erzherzog Johann, ein Bruder von Kaiser Franz II./I., errichtet auf dem im Süden an die Menagerie grenzenden Berghang ein bewirtschaftetes Bauernhaus im Tiroler Stil, das bald als "Tirolerhof" bezeichnet wird.
1828
Die erste Giraffe erregt bei den Wienern großes Aufsehen. Das Tierhaus muss für die Unterbringung des „hohen Gastes“ vergrößert und adaptiert werden. Zahlreiche modische Accessoires mit Giraffen-Motiven sorgen für Entzückung in der Damenwelt. Ein Theaterstück und zwei Kompositionen "à la Giraffe" entstehen. Bis heute hat sich das Rezept der damals entstandenen „Giraffentorte“ erhalten.
1841
Ein neu eingerichtetes Affenhaus, dem wenige Jahre später ein großer, achteckiger Sprungturm angebaut wird (bis 1907), wird zu einer Attraktion für die Besucher.
1848
Die Menagerie übersteht die Revolutionsereignisse einschließlich der Beschießung Wiens durch die kaiserliche Artillerie unbeschadet.
1858
In Schönbrunn wird erstmals eine Giraffe geboren.
1865
Die "Inspektion der Menagerie Schönbrunn" wird von der gemeinsamen Verwaltung mit den Hofgärten gelöst und eine selbstständige "Administration" des kaiserlichen Hofes unter der Zuständigkeit des Obersthofmeisteramtes.
1884
Unter Alois Kraus (Direktor 1879-1919) beginnt eine groß angelegte Modernisierung der Anlage. Dabei werden auch die fast vier Meter hohen Trennmauern zwischen den einzelnen Tierabteilungen („Logen“) durch Gitter ersetzt und weite Teile der Umfassungsmauer abgetragen. Die Besucher erhalten bessere Zugangsmöglichkeiten, und die technische Infrastruktur wird verbessert. Alois Kraus erreicht auch erste kleine Gebietserweiterungen für den Tiergarten.
1906
Am 14. Juli erfolgt in Schönbrunn die weltweit erste Geburt eines in einem zoologischen Garten gezeugten Elefanten.
1914
Schönbrunn zählt mit nahezu 3500 Tieren in 717 Arten zu den schönsten und größten Zoos der Welt.
1921
Nachdem nur knapp vierhundert Tiere den Ersten Weltkrieg und die anschließenden Versorgungsengpässe überlebt haben, wird der Tiergarten dem „Ministerium für Handel und Wirtschaft, Industrie und Bauten“ unterstellt und als Staatsbetrieb weitergeführt. Die Wiener fördern im Rahmen einer Hilfsaktion und durch zahlreiche Tier- und Sachspenden den Fortbestand des Tiergartens. Am Tirolerhof wird ein Restaurant eröffnet, das durch einen neu angelegten Weg mit dem Tiergarten verbunden ist.
1926
Die großen Greifvogel-Volieren am heutigen Affenteich (damals Ententeich), ein europaweit vorbildhaftes Bauwerk, werden unter Direktor Otto Antonius (1925-1945) fertiggestellt. Im September erfolgt anlässlich der erstmals in Wien stattfindenden Konferenz der Direktoren mitteleuropäischer zoologischer Gärten die offizielle Namensänderung von „Menagerie“ auf „Tiergarten“.
1936
Der Tiergarten erhält große Teile des im Osten angrenzenden ehemaligen Kleinen Fasangartens als Ausbaufläche. Die Verbauung des Areals und die Modernisierungsvorhaben im historischen Teil werden jedoch durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Im Pavillon ist seit 1934 eine Dioramenschau über die eiszeitliche Tierwelt Österreichs zu sehen.
1945
Der Tiergarten Schönbrunn wird von zahlreichen Fliegerbomben getroffen. Viele Tierhäuser werden zerstört oder schwer beschädigt. Mehr als tausend Tiere sterben. Nach Kriegsende helfen die sowjetischen und später die britischen Besatzungstruppen beim Wiederaufbau. Der neue Direktor Julius Brachetka intensiviert die schon unter Otto Antonius begonnene Zusammenarbeit mit den Medien. Mit Plakat-Aktionen und Fotowettbewerben werden die Besucher wieder für den Tiergarten begeistert.
1949
Im Zentralpavillon wird ein Café-Restaurant eingerichtet.
1952
Anlässlich des 200-jährigen Gründungsjubiläums des Tiergartens wird im Schloss Schönbrunn eine historische Sonderausstellung gezeigt. In den Folgejahren entstehen nach einem Bebauungsplan des Architekten Prof. Michel Engelhart im historischen Bereich eine Reihe neuer Gehege, deren Baustil dem vorhandenen barocken Ambiente angepasst wird. Auch der Ausbaubereich zwischen Affenhaus und Eingang Neptunbrunnen wird in den nächsten 20 Jahren neu bebaut.
1953
Um das ständige Problem des unsachgemäßen Fütterns der Tiere durch die Besucher in den Griff zu bekommen, werden kleine, auf einzelne Tierarten abgestimmte Futtersäckchen verkauft. Ein neuer, leistungsfähigerer Wirtschaftshof soll auch im Tiergarten selbst eine bessere Versorgung der Tiere gewährleisten.
1959
Im historischen Bereich wird an der Stelle des durch Bomben beschädigten ehemaligen Straußen- und Reptilienhauses, in dem von 1923-1945 ein Restaurant eingerichtet war, ein neues Aquarien- und Terrarienhaus eröffnet. Es zählt zu den modernsten der Welt.
1961
In Schönbrunn erfolgt die weltweit erste Nachzucht des europäischen Seeadlers.
1969
Der neue Kinderzoo wird seiner Bestimmung übergeben.
1977
Gründung der Zoopädagogischen Abteilung, die zu den ersten Europas gehört.
1987
Trotz bedeutender Zuchterfolge erreicht die Kritik wegen unzeitgemäßer Tierhaltung in veralteten Gehegen ihren Höhepunkt. Auch die Besucherzahlen sind rückläufig. Ähnlich wie schon nach dem Ersten Weltkrieg werden deshalb Projekte für eine Verlegung oder Schließung des Tiergartens diskutiert.
1991
Der Tiergarten wird als Schönbrunner Tiergarten-Gesellschaft m.b.H. aus der Bundesverwaltung ausgegliedert, bleibt aber zu 100 % im Eigentum der Republik Österreich. Das Schönbrunner Tiergartengesetz wurde am 2. August 1991 veröffentlicht, am 13. Dezember schließlich der Gesellschaftsvertrag unterzeichnet.
1992
Helmut Pechlaner tritt als allein verantwortlicher Geschäftsführer mit 1.1.1992 seinen Dienst an. Der „Verein der Freunde des Tiergarten Schönbrunn“ entsteht. Er wird bald zum unermüdlichen und unentbehrlichen Helfer bei der Verwirklichung vieler Projekte. Auch zahlreiche Spender, Sponsoren und Tierpaten helfen mit, aus Schönbrunn wieder einen modernen und blühenden Tiergarten zu machen.
1993
Dem Tiergarten Schönbrunn wird das im Süden angrenzende Areal des Tirolergartens zur sanften Nutzung übertragen. Da der Baumbestand erhalten bleiben muss, dürfen hier keine Gehege errichtet werden, bei denen Gelände oder Bepflanzung verändert werden.
1994
An der Stelle der inzwischen verfallenen Gebäude wird im Tirolergarten der 1722 erbaute, denkmalgeschützte „Haidachhof“ aus dem Tiroler Brandenbergtal neu aufgebaut. Hier werden nun gefährdete heimische Haustierrassen gepflegt und gezüchtet. Im historischen Teil wird eine neue Großkatzenanlage eröffnet, die den Tieren endlich genug Auslauf ermöglicht. Für die Besucher wird im Inneren der Anlage ein kleiner Kinosaal eingerichtet.
1996
Der neue Elefantenpark wird seiner Bestimmung übergeben. Das ehemalige Elefantengehege wird in der Folge von Mandrills und Meerkatzen bewohnt. Im Affenhaus erhalten die Orang-Utans durch einen Anbau erstmals einen adäquaten Außenbereich, in dem sie auch Sonne und Regen erleben können. Im Dezember wird die Gesamtanlage von Schönbrunn in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
1997
Im Tirolergarten wird ein neuer Gasthof errichtet, der sich architektonisch an dem von Erzherzog Johann errichteten Bauernhaus orientiert.
1998
Die Deckenfresken des Kaiserpavillons werden renoviert. Im Kleinvogelhaus werden zwei für Besucher begehbare Freiflughallen eingerichtet. Die benachbarten ehemaligen Greifvogel-Volieren werden als Gehege für die Erhaltungszucht von Waldrappen und Keas umgewidmet. Der Tiergarten zeigt in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn die Ausstellung "Vier Millionen Jahre Mensch".
1999
Die „Wild Republic“ Souvenir-Shops ziehen in den Tiergarten ein. Als erste "Tochter" der Schönbrunner Tiergarten GmbH entsteht die "Tierärztliche Ordination Tiergarten Schönbrunn". Sie hat ihren Sitz in der ehemaligen Kammermeierei von Kaiserin Elisabeth südlich des Tirolergartens und steht auch Privatpersonen für ihre Haustiere offen.
2000
Das generalsanierte Aquarien- und Terrarienhaus wird in Betrieb genommen. Es kann nun wieder mit einer zeitgemäßen Haustechnik und neuen Attraktionen wie einem großen Riffbecken oder einem Amazonas-Tunnel aufwarten. Auch Backstage-Führungen durch die normalerweise nicht zugänglichen Bereiche des Hauses sind nun möglich.
2001
In der umgebauten und erweiterten Flusspferdanlage erhalten die Flusspferde im ehemaligen Besucherbereich vor dem Haus einen großzügigen Auslauf und im Inneren des Hauses ein Badebecken mit einer leistungsfähigen Filteranlage. An Stelle der von 1910 stammenden alten Bergwiederkäueranlage am Hang des Glorietteberges werden neue Gehege für Humboldtpinguine eröffnet.
2002
Der Tiergarten Schönbrunn feiert sein 250jähriges Bestandsjubiläum. Im März ziehen erstmals Koalas in Wien ein. Im Juli wird mit dem „Jubiläumsprojekt“ Regenwaldhaus das bisher aufwendigste Schönbrunner Bauvorhaben eröffnet. Auch neue Gehege für Japanische Seraus, Brillen- und Nasenbären am Hang des Glorietteberges sowie eine neue Löwenanlage gehen in Betrieb. Als Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten zeigt der Tiergarten in Zusammenarbeit mit dem Wiener Naturhistorischen Museum von Mai bis Oktober die Sonderausstellung „Menagerie des Kaisers – Zoo der Wiener. 250 Jahre Tiergarten Schönbrunn“ und bittet am 30. und 31. Juli alle Besucher zu einem großen Geburtstagsfest. Auch ein gleichnamiges Jubiläumsbuch erscheint. Die Münze Österreich widmet dem Tiergarten Schönbrunn eine 5 Euro-Silbermünze und die Österreichische Staatsdruckerei einen Sonder-Briefmarkenblock mit Tiermotiven. Bereits zu Ostern findet die Jungfernfahrt des „Schönbrunners“ statt, eines Panoramazuges, mit dem die Besucher seither täglich durch Schlosspark und Tiergarten fahren können.
2003
Als zweiter europäischer Zoo neben Berlin erhält der Tiergarten Schönbrunn von der Volksrepublik China ein Paar Große Pandas. Sie dürfen vorläufig für 10 Jahre in Schönbrunn bleiben. Die Schönbrunner Tiergarten GmbH wird mit der Führung der Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebs GmbH beauftragt. In der Folge werden bei den östlich von Wien gelegenen Schlössern Hof und Niederweiden Gehege eingerichtet, in denen alte Haustierrassen (Schwerpunkt altösterreichische Pferderassen) und ehemals in Mitteleuropa beheimatete Großsäugetiere gepflegt werden. Gegenüber dem Palmenhaus wird im Schönbrunner Schlosspark das ehemalige „Sonnenuhrhaus“, ein weiteres historisches Gewächshaus, zusammen mit der Verwaltung der Österreichischen Bundesgärten als „Wüstenhaus“ betrieben.
2004
Im Mai wird das modernisierte und mit umweltfreundlicher Klimatechnik ausgestattete Polarium wiedereröffnet. Die neu gegründete „Tiergarten Schönbrunn Gastronomie GmbH" übernimmt die Bewirtschaftung des Kaiserpavillons sowie nach Ablauf der entsprechenden Pachtverträge weitere Gastronomie-Einrichtungen im Tiergarten.
2005
Das inzwischen auch für Sonderausstellungen aus der Tier- und Pflanzenwelt genützte Wüstenhaus erhält eine begehbare Außenanlage. Im Oktober wird im ehemaligen Sumpf- und Stelzvogelhaus im Ausbaubereich (entstanden 1960) das von Dr. Anton Schindler finanzierte und seiner verstorbenen Frau, einer großen Natur- und Tierliebhaberin gewidmete Valerie H. Schindler-Insektarium eröffnet. Es zeigt einen Ausschnitt aus der Welt der Gliederfüßer mit dem Schwerpunkt Heuschrecken und wird deshalb auch „Haus der Schrecken" genannt. Mit Geldern aus dem Wirtschaftsministerium und von der Stadt Wien sowie mit Unterstützung des „Verein der Freunde des Tiergarten Schönbrunn" kann mit dem Umbau der ehemaligen Filmstudios an der Maxingstraße ein neues Großprojekt begonnen werden
2006
In Schönbrunn ziehen im März erstmals seit 1894 wieder Panzernashörner ein. Die beiden aus Nepal stammenden Tiere, der Bulle „Jange" und die Kuh „Sundari", bewohnen zusammen mit Axishirschen, Hirschziegen- und Nilgauantilopen ein großzügiges neues Gehege im Osten des Tiergartens. Im Juni wird die umgebaute Afrika-Anlage im historischen Kernbereich südlich des Pavillons in Betrieb genommen. Mit Jahresende tritt der erfolgreiche und allgemein beliebte Direktor Vet.-Rat Prof. Dr. Helmut Pechlaner in den Ruhestand. Er leitete die Geschicke des Tiergartens seit 1992. Sein Ziel war es stets, alle Anforderungen und Erwartungen an einen modernen Zoo unter Wahrung des historischen Umfeldes im Weltkulturerbe Schönbrunn zusammenzuführen und zu erfüllen.
2007
Mit 1. Jänner übernimmt Dr. Dagmar Schratter, die schon seit 1993 als Kuratorin und stellvertretende Direktorin im Tiergarten Schönbrunn gearbeitet hat, die Geschäftsführung der Schönbrunner Tiergarten GmbH. In der Folge wird der bestehende Masterplan zur weiteren Ausgestaltung und Modernisierung des ältesten Zoos der Welt überarbeitet und erweitert. Im August feiert der „Verein der Freunde des Tiergarten Schönbrunn" sein 15-jähriges Bestandsjubiläum. Der Tiergarten Schönbrunn übernimmt das Zuchtbuch der Afrikanischen Elefanten und das neu gegründete Zuchtbuch der japanischen Seraus. Höhepunkt des Jahres ist die Geburt des ersten auf natürlichem Weg gezeugten Panda-Babys (und zweiten Panda-Babys überhaupt) in Europa am 23. August. Der neue Mitbewohner erobert, nicht zuletzt Dank der tatkräftigen Unterstützung der Medien, die Herzen aller Besucher und Tiergarten-Freunde und erhält im Dezember in einem großen Festakt den Namen „Fu Long" (= „Glücklicher Drache"). Mehrere Monate lang dokumentiert die jeweils Samstagnachmittag ausgestrahlte ORF-Sendereihe „Panda-TV. Geschichten aus dem Tiergarten Schönbrunn" die Entwicklung des kleinen Schützlings auch für die Fernseh-Zuschauer.
2008
Um den Zustrom zu Fu Long, der Ende Jänner erstmals seine Wurfbox verlässt, in geordneten Bahnen zu halten, werden zum ersten Mal seit der Ankunft der ersten Giraffe in Wien im Jahr 1828 Sicherheitskräfte eingesetzt. Sie sorgen für eine „Blockabfertigung" vor dem Pandahaus und kümmern sich um die Einhaltung der zum Schutz Fu Longs erlassenen Sicherheitsvorschriften. Mit der Eröffnung des Heimtierparks und des ersten Teils des Naturerlebniswegs, „Am Wasser", werden zwei neue Bauprojekte fertiggestellt. Im Sommer werden zum zweiten Mal die „Artenschutztage" abgehalten, in deren Rahmen auch das Jubiläum „180 Jahre erste Giraffe in Schönbrunn" gefeiert wird. Anfang des Jahres erscheint das Buch „Wildnis Zoo" des prämierten Naturfotografen Daniel Zupanc mit Texten der Kuratorin für Forschung und Artenschutz, Regina Pfistermüller, das von einer gleichnamigen Fotoausstellung im Wiener Naturhistorischen Museum und später auch im Tiergarten begleitet wird. Fu Long und zahlreiche weitere attraktive Jungtiere wie Eisbären, Löwen und Tiger bescheren dem Tiergarten Schönbrunn bis Jahresende mit 2,6 Millionen Gästen einen neuen Besucherrekord.
2009
Im Mai wird die neue „Tiergarten Orang.erie" eröffnet. Das im Biedermeier als Gewächshaus errichtete und nun revitalisierte Gebäude sollte bereits vor mehr als 100 Jahren Teil des Tiergartens werden. Es beherbergt ein großzügiges Orang-Utan-Gehege, einen Veranstaltungssaal, Büroräume und das Archiv des Tiergartens sowie das Café Atelier Nonja. Am Hang des Glorietteberges wird der zweite Teil des Naturerlebniswegs, „Im Wald", für die Besucher freigegeben. Im Frühjahr wird der Tiergarten Schönbrunn von Anthony Sheridan, einem Londoner Unternehmer und Vorstandsmitglied der Zoological Society of London, als bester von insgesamt 60 großen europäischen Zoos ausgezeichnet. Die früher als Malerin bekannt gewordene Orang-Utan Dame „Nonja" erhält bald nach ihrer Übersiedlung in das neue Gehege eine Digitalkamera mit Internet-Anschluss und wird zu einem Star auf Facebook. Im Herbst müssen sich Mitarbeiter und Besucher schweren Herzens von Fu Long verabschieden, der mehr als zwei Jahre nach seiner Geburt an China, den Leihgeber der beiden Elterntiere, übergeben wird.
2010
Im Juni kann die großzügige neue Südamerikaanlage ihrer Bestimmung übergeben werden. Sie wird von Wasserschweinen, Flachlandtapiren, Großen Ameisenbären, Vikunjas, Seriemas und Nandus bewohnt. Eine im Regenwaldhaus entdeckte neue Schneckenart wird nach dem Kurator des Hauses, Harald Schwammer, „Schwammeria" genannt. Das Jahr bereitet dem Tiergarten Schönbrunn einen reichen Kindersegen: neben zwei Jungtieren der fast vollständig verschwundenen asiatischen Batagur-Schildkröte (derzeit sind nur mehr 20 Tiere bekannt, davon sechs im Tiergarten Schönbrunn) und den ersten Beulenkrokodilen in der Geschichte des Tiergartens kommen auch einige Publikumslieblinge zur Welt wie „Tuluba", das erste Afrikanische Elefantenbaby seit sieben Jahren, der zweite, erneut auf natürlichem Weg gezeugte kleine Große Panda, der nach einer Internet-Abstimmung auf den Namen „Fu Hu" (glücklicher Tiger) getauft wird, oder ein Zweifingerfaultier. Am Glorietteberg ziehen Arktische Wölfe an Stelle der bisherigen Timberwölfe ein. Der Naturerlebnisweg „Im Wald" erhält im unteren Teil Terrarien für heimische Amphibien und Reptilien und einem Kletterplatz für Kinder, und auf dem Areal des Tiergartens werden in Zusammenarbeit mit Birdlife Österreich Muster-Futterstellen als Überwinterungshilfe für heimische Singvögel eingerichtet. Der Tiergarten Schönbrunn wird zum zweiten Mal in Folge von Anthony Sheridan als bester Zoo Europas ausgezeichnet.
2011
Anfang Mai wird im Tirolergarten anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Jahres des Waldes in Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten ein neuer „Walderfahrungsweg" eröffnet. Im Sommer weckt ein Aufruf zur freiwilligen Mitarbeit im Tiergarten das Interesse von mehr als 300 Menschen, die an der Informationsveranstaltung teilnehmen. Die Interessenten durchlaufen eine Einführung in Aufgaben, Ziele und betriebliche Organisation des Tiergartens. Bis zum Ende des Jahres haben etwa 70 Teilnehmer diesen Kurs erfolgreich abgeschlossen und unterstützen den Tiergarten nun im „Team Zoo Aktiv". Im November wird das zum Rattenhaus umgebaute ehemalige Mexikohaus in Betrieb genommen. Mit dem Wimmelbuch „Mein Tiergarten Schönbrunn. Ein Zoo für jede Jahreszeit" hat der Tiergarten Schönbrunn nun auch ein spannendes Nachschlagewerk für seine kleinen Besucher. Zu den zahlreichen Jungtieren des Jahres zählen ein Ameisenbär, ein Mandschurenkranich, Vikunjas, Ziesel und Felsenpinguine. Aus mehreren Dutzend vom österreichischen Zoll am Flughafen Wien-Schwechat beschlagnahmten geschmuggelten Papageien-Eiern konnten insgesamt 45 Tiere ausgebrütet und erfolgreich großgezogen werden. Ende des Jahres gelang auch die Welterstnachzucht der aus Borneo stammenden Winkerfrösche, deren Leben und Verhalten seit 2007 im Rahmen von Forschungsprojekten in einem Container oberhalb des Regenwaldhauses untersucht wird.
2012
Zu Jahresbeginn wird das Deckenfresko im Kaiserpavillon restauriert. Mit der „ZOOcard" erhalten Stammgäste ab Februar zahlreiche Vergünstigungen und Ermäßigungen. Am 25. April wird nach einer zweijährigen Revitalisierung und Modernisierung das historische Affenhaus wiedereröffnet. Es beherbergt nun sechs Affenarten sowie in der erstmals für Besucher begehbaren Galerie die kulturgeschichtliche Dauerausstellung „Affen-Zeiten". Im Mai wird die neu gestaltete Bienenanlage ihrer Bestimmung übergeben. Der erste Wiener Zoolauf Ende Juni mit mehr als 1.300 Teilnehmern und die „Lange Sommernacht" am 6. Juli anlässlich des 260-jährigen Bestehens des Tiergarten Schönbrunn mit Artisten, Musik und Lichtspielen werden zu einer besonderen Attraktion. Nach seiner zweimaligen Auszeichnung als bester Zoo Europas wird der Tiergarten Schönbrunn nun auf der Internet-Plattform „TripAdvisor" auch zum beliebtesten Zoo Europas gewählt. Einem großen Familienfest zum 260. Geburtstag Ende Juli folgt im Herbst in Zusammenarbeit mit „Radio Wien" und der „Kronen Zeitung" die Wahl der „Großen Zehn der beliebtesten Tiere" 2012. Im September legt die Tageszeitung „Österreich" ein Sticker-Album auf, das 260 Tierarten aus Schönbrunn mit begleitenden Informationen vorstellt. Am 7. November übersiedelt auch der zweitgeborene Große Panda Fu Hu in seine Heimat China und trifft dort in der Pandazucht- und -forschungsstation Bifengxia, wie zuvor schon sein Bruder Fu Long, auf gleichaltrige Artgenossen. Jungtiere bei den Südamerikanischen Schnappschildkröten bedeuten für den Tiergarten Schönbrunn auch dieses Jahr wieder eine Welterstnachzucht.
2013
Der Tiergarten Schönbrunn wird zum dritten Mal in Folge als bester Zoo Europas ausgezeichnet. In drei Kategorien der internationalen „Giant Panda Zoo Awards" erhält er je einmal Gold, Silber und Bronze und für seine fortgesetzten Bemühungen um den Einsatz erneuerbarer Energien im Herbst den Österreichischen Solarpreis. Im April wird die Universum-Dokumentation „Leben im Zoo" von Lukas Beck gesendet. Sie erzielt mit mehr als 840.000 Sehern die höchste Universum-Einschaltquote seit 2008 und wird Anfang Dezember beim 11. Internationalen Matsalu Nature Film Festival in Estland mit dem Spezialpreis ausgezeichnet. Ende März wird das zusammen mit den Österreichischen Bundesgärten betriebene Wüstenhaus nach einem Umbau wiedereröffnet. Im Juni findet zum zweiten Mal der neuerlich ausgebuchte Wiener Zoo-Lauf statt, und Ende August werden wieder die beliebten Artenschutztage abgehalten. Mehrfach stellt sich in diesem Jahr auch prominenter Nachwuchs ein: im Juni das Giraffen-Männchen Lubango, Mitte August das dritte auf natürlichem Weg gezeugte Panda-Junge in Folge, das Männchen Fu Bao (glücklicher Leopard), und Anfang September das Elefanten-Weibchen Iqhwa. Iqhwa ist die weltweit erste Nachzucht Afrikanischer Elefanten in Menschenobhut durch künstliche Besamung mit dem tiefgefrorenem Spema eines Wildbullen. Neben jungen Königs- und Felsenpinguinen, einem Kugelgürteltier oder einem Zweifingerfaultier gibt es auch Jungtiere bei weniger bekannten, in ihren Lebensräumen aber zumindest ebenso bedrohten Arten wie Fidschi-Leguanen, Krokodiltejus oder Kaiserschnurrbarttamarinen. In das neu gestaltete Amazonas-Tunnelbecken des Aquarienhauses ziehen Ende Dezember zusammen mit Rochen und kleinen Fischarten zwei Arapaimas ein, die zu den größten Süßwasserfischen zählen. Auch der in diesem Jahr ausgelaufene Leihvertrag für die Großen Pandas mit der Volkrepublik China wird um 10 Jahre verlängert.
2014
Im Mai wird die Eisbärenwelt „Franz Josef Land“ eröffnet, eine insgesamt 1.700 m² große neue Anlage mit 450 m² Wasserflächen. Eine Photovoltaikanlage sorgt für größtmögliche Energieeffizienz. Im „Polardom“ ist ein Informationszentrum über die Lebensräume der Arktis und Antarktis und deren aktuelle Bedrohungen eingerichtet. Mit dem Männchen Ranzo aus Finnland und dem Weibchen Lynn aus den Niederlanden bewohnen nun vorerst zwei „Halbwüchsige“ das neue Gehege. Im Juli übersiedeln auch die Nasenbären in ihr neues Quartier zwischen Franz Josef Land und Regenwaldhaus. Erstmals seit 13 Jahren gibt es wieder Nachwuchs bei den Geparden: Im April und im Juli kommen jeweils Drillinge zur Welt, die sofort zu einer großen Attraktion werden. Im Oktober empfängt der Tiergarten Schönbrunn aus dem Zoo Beauval in Frankreich das zweijährige Koala-Männchen Wirri Wirri, nachdem Anfang Juli das Männchen Bilyarra im hohen Alter von 16 Jahren eingeschläfert werden musste, das seit 2002 in Schönbrunn gelebt hat. An neuen Tierarten ziehen Ende August in ihrem Lebensraum in Nordwestafrika bereits ausgestorbene Mhorrgazellen ein, die sich seit 1968 nur mehr in Menschenobhut vermehren konnten, und im September in ihrem Bestand in der Wildbahn stark gefährdete Dikdiks, eine nur etwa hasengroße afrikanische Zwergantilopenart. Erstmals zu sehen sind auch weniger spektakuläre, aber ebenfalls vom Aussterben bedrohte oder in ihrem ursprünglichen Lebensraum bereits ausgestorbene Tierarten wie der Valencia-Kärpfling, der Lovers Lake Killifisch von den Bermudas oder die südamerikanische Schnappschildkröte. Bei diesen Arten kann der Tiergarten Schönbrunn große Erfolge in der Nachzucht aufweisen. Vier im April geschlüpfte Habichtskäuze werden für ein heimisches Wiederansiedlungsprojekt zur Verfügung gestellt. Anfang Dezember übersiedeln die Giraffen für die Sanierung und Erweiterung ihrer Anlage für etwa zwei Jahre in ein Ausweichquartier auf Schönbrunn Gelände. Die Freianlage befindet sich auf einer Wiese der benachbarten Maria-Theresien-Kaserne.
2015
Der Tiergarten Schönbrunn übernimmt die Zuchtbücher für die Nördlichen und Südlichen Felsenpinguine. Im April erhält die Tierärztliche Ordination einen Computertomographen, der in der angeschlossenen Haustierpraxis Verwendung findet und auch dem Tiergarten zur Verfügung steht. Anfang Mai erfolgt der Spatenstich für die neue Giraffenanlage. Der aus diesem Anlass angestrebte Guinness-Weltrekord von 1.828 Origami-Giraffen, passend zur Ankunft der ersten Giraffe in Schönbrunn im Jahr 1828, ergibt am Ende mit der Unterstützung von zahlreichen Privatpersonen, Vereinen, Schulen und Kindergärten aus dem In- und Ausland die unglaubliche Zahl von 18.490 gefalteten Papier-Giraffen. Auch der vierte Wiener Zoolauf Anfang Juni steht unter dem Motto „Laufen für die Langhälse“. Auf der Internet-Plattform „Tripadvisor“ wird der Tiergarten Schönbrunn zum fünftbeliebtesten Zoo der Welt gewählt und im September wird er zum vierten Mal in Folge als bester Zoo Europas ausgezeichnet. Das dritte Schönbrunner Panda-Junge Fu Bao verlässt wie bereits seine beiden Brüder im Alter von zwei Jahren den Tiergarten und übersiedelt in die Panda-Station Dujiangyan in China. Eine Welterstnachzucht gelingt dem Tiergarten bei der Riesenqualle und weltweit erstmalig in einem Zoo wird die Grüne Baumeidechse gezüchtet. Ende März zieht ein neues Luchspärchen ein und sorgt bereits im Juni für Nachwuchs. Mit dem Tod der Jaguar-Weibchen, die beide ein hohes Alter erreichten, wird die Haltung dieser Tierart aufgegeben. Im Dezember wird der Tiergarten nach den internationalen Normen für Qualitätsmanagement (ISO 9001), Umweltmanagement (ISO 14001) und Arbeitssicherheit (OHSAS 18001) zertifiziert. Diese Bescheinigung bestätigt ihm die Einhaltung höchster Standards in diesen Bereichen, die auch mit der laufenden Arbeit an weiteren Verbesserungen verbunden ist.
2016
Im Frühjahr wird der Tiergarten Schönbrunn für den im Bau befindlichen neuen Giraffenpark mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet. Im Regenwaldhaus entsteht in Zusammenarbeit mit der Initiative „Frogs & Friends“ ein neuer Erlebnisbereich für Frösche, und der Tiergarten Schönbrunn richtet mit der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie einen jährlich dotierten Fonds für Grundlagenforschung an Amphibien und Reptilien ein. Im Juni ziehen stark gefährdete Amur-Leoparden statt der Jaguare in die Großkatzenanlage ein, und im Juli verstärkt der neue Elefantenbulle Shaka nach der Übersiedlung von Tuluba nach Frankreich die Schönbrunner Elefantengruppe. Die Artenschutztage Anfang September werden bereits von der Geburt von Panda-Zwillingen am 7. August begleitet. Weltweit erstmalig in Menschenobhut werden die beiden Jungtiere von der inzwischen schon erfahrenen Mutter Yang Yang ohne Hilfe aufgezogen. Ende November finden im Beisein von Wirtschaftsminister und Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner und dem Botschafter der Volksrepublik China, Li Xiaosi, die Namensgebungs-Zeremonie sowie ein Panda-Familienfest statt. Getrübt wird die Freude durch den Tod des Panda-Männchens Long Hui. Bei der pathologischen Untersuchung im Beisein einer Delegation aus China wurde ein hochaggressives Gallengangskarzinom festgestellt. Neben zahlreichen Jungtieren, darunter Königs- und Felsenpinguine, Kattas oder Mhorrgazellen, gelingen dem Tiergarten Schönbrunn auch wieder besondere Zuchterfolge wie jene der zu den Rippenquallen zählenden Meerwalnüsse (als zweiter Zoo weltweit) und des Kleinen Antillen-Leguans sowie die Welterstnachzucht der Broadley’s Plattechse.
2017
Zu Jahresbeginn sind die Panda-Zwillinge Fu Feng und Fu Ban auch für die Besucher zu sehen. Nach Einschränkungen durch die in Europa aufgetretene Vogelgrippe, der auch die Schönbrunner Krauskopfpelikan-Gruppe zum Opfer gefallen ist, sind im April wieder alle Tierhäuser zugänglich. Im Mai wird der neue Giraffenpark eröffnet. Seine ersten Bewohnerinnen sind die beiden aus Rotterdam nach Wien übersiedelten jungen Netzgiraffen-Weibchen Sophie und Fleur. In ein zu einem Ostafrikahaus umgebautes benachbartes Objekt ziehen Zwergmangusten, Decken-Tokos und Südliche Hornraben ein. Die Hornraben können die knapp 2.500 m² große Freianlage der Giraffen mitbenützen. Auch die Keas bekommen ein neues Zuhause. Das Orang-Utan-Weibchen Nonja testet das Trendspielzeug des Jahres, den Fidget-Spinner, und die Afrikanischen Elefanten genießen im Sommer ihr Badebecken. Im Juni findet zum 6. Mal der „Zoolauf“ statt, dessen Erlös je zur Hälfte der Initiative „Heilung für Lungenhochdruck“ und dem Tiergarten Schönbrunn zugutekommt. Im Herbst ziehen Sika-Hirsche in den Nashornpark ein, und kurz vor Weihnachten übernimmt der Tiergarten Schönbrunn zwei in Australien gestrandete und gerettete Felsenpinguine, die in keinem dortigen Zoo gepflegt werden, für seine erfolgreiche Zuchtgruppe. Im KIKO Verlag des Naturfotografen Daniel Zupanc erscheinen zwei neue Kinderbücher über die Großen Pandas und die Sibirischen Tiger, und die bekannte Schimpansen-Forscherin Jane Goodall ist wieder einmal zu Gast in Schönbrunn. Nachwuchs gibt es unter anderem bei den Zebras, Weißhandgibbons, Vikunjas, Eurasischen Luchsen, Kattas, Erdmännchen, Königs- und Felsenpinguinen und Rosa Flamingos. Zu den besonderen Zuchterfolgen gehören diesmal Taubwarane (zweiter Zoo weltweit) und Große Seespinnen (Welterstnachzucht in einem Zoo).
2018
Die Flusspferde und die Roten Pandas erhalten vergrößerte Außenanlagen, und im Aquarien-/Terrarienhaus wird ein neuer Quallenkreisel in Betrieb genommen. Am Glorietteberg zieht ein Paar Kolkraben in eine eigens für sie errichtete Voliere ein. Die Panda-Zwillinge Fu Feng und Fu Ban übersiedeln Anfang Dezember in die Panda-Station Gengda in China, und der Elefantenbulle Shaka wird nach ergebnislosen Zuchtversuchen einer Junggesellengruppe in einem Zoo in England angeschlossen. Der Tiergarten Schönbrunn betrauert den Tod des Orang-Utan Weibchens Nonja, das vielen Besuchern des Tiergartens bekannt und vertraut war, und des Koala-Weibchens Mirra Li. Beide haben ein für ihre Art sehr hohes Alter erreicht. Mit Weißgesichtssakis ist eine neue Affen-Art zu sehen, und ab dem Sommer werden wieder Krauskopfpelikane gepflegt. Im November trifft mit Bunji aus dem Zoo Lissabon ein neues Koala-Weibchen ein. Bei den 5. Giant Panda Global Awards, den „Oscars der Panda-Welt“, holt der Tiergarten Schönbrunn in der Kategorie „Panda-Persönlichkeit des Jahres“ mit Yang Yang Gold für die erstmals ohne menschliche Hilfe gelungene Aufzucht von Zwillingen und Silber in der Kategorie „Unterhaltsame Bildungsarbeit“ mit dem Buch „Der kleine Zoo-Entdecker. Großer Panda“. Im Herbst wird der Tiergarten Schönbrunn zum 5. Mal in Folge als bester Zoo Europas ausgezeichnet. Nach Nonja in den 1990er-Jahren geht auch die Panda-Bärin Yang Yang unter die Künstler. Mit einem Bambus-Pinsel entstehen 100 Originale, die im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion für den Bildband „Pandas. Eine Erfolgsgeschichte aus dem Tiergarten Schönbrunn“ verkauft werden. Unter den Zuchterfolgen sind besonders die beiden Amur-Leoparden Baikal und Inga hervorzuheben, der erste Nachwuchs des Elternpaares und zugleich die erste Nachzucht dieser Art im Tiergarten Schönbrunn, Zwergotter-Drillinge, Decken-Tokos und ein Rauschuppenpython, die seltenste Riesenschlange der Welt.
2019
Im April trifft das Panda-Männchen Yuan Yuan aus China ein. Wie der 2016 verstorbene Long Hui ist Yuan Yuan ein erfahrener Vater, sodass trotz des fortgeschrittenen Alters der beiden Elterntiere weiterer Nachwuchs erwartet werden darf. Mit Obi übernimmt der Tiergarten Schönbrunn auch einen neuen Zuchtbullen für die beiden Netzgiraffen-Weibchen Sophie und Fleur. Bei den Afrikanischen Elefanten gibt es im Juli Nachwuchs und bei den Eisbären im November. Über Afrikanische Elefanten und Eisbären erscheinen auch zwei neue Kinderbücher aus der Reihe „Der kleine Zoo-Entdecker“. An der Kommunikation zwischen dem jungen Elefanten-Weibchen Kibali und ihrer Mutter Numbi wird im Rahmen eines Bioakustik-Projekts geforscht. Auch die drei Schönbunner Seychellen-Riesenschildkröten sind Teil einer internationalen Studie über Intelligenz und Gedächtnis dieser Tierart. Mit sieben Habichtskäuzen und einem Schmutzgeier aus eigener Nachzucht beteiligt sich der Tiergarten Schönbrunn an aktuellen Wiederansiedlungsprojekten. Im August wird das 20-jährige Bestehen der „Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn gefeiert“. Sie ist inzwischen mit sechs Tierärzten besetzt und unter anderem mit einem Computertomographen und einem mobilen Operationssaal ausgestattet. Eine ihr angeschlossene Kleintierpraxis steht auch Privatpersonen offen. Ende September wird eine neue Voliere für Schwalbensittiche eröffnet. Gemeinsam mit dem Schloß Schönbrunn ist der Tiergarten Schönbrunn nun auch auf der von mehr als einer Milliarde Menschen genutzten chinesischen Internet-Plattform „WeChat“ vertreten, und die neue App „Zooabenteuer“ macht den Tiergarten virtuell erlebbar. Mit Jahresende verabschiedet sich die langjährige Direktorin Dagmar Schratter in den Ruhestand. Sie ist 1993 als Zoologische Kuratorin in den Tiergarten Schönbrunn gekommen und hat ihn seit 2007 als Nachfolgerin von Helmut Pechlaner geleitet. Während ihrer Geschäftsführung wurde der Tiergarten Schönbrunn fünf Mal in Folge als bester Zoo Europas ausgezeichnet und hat auch bereits zum achten Mal seine Geschäftsjahre mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Mit Stephan Hering-Hagenbeck bekommt der Tiergarten Schönbrunn einen ebenso erfahrenen wie international anerkannten und geschätzten Zoo-Fachmann als neuen Leiter.
2020
Das Jahr 2020 bringt auch für den Tiergarten Schönbrunn unerwartete Herausforderungen. Zwei wegen Covid19 angeordnete Schließzeiten von Mitte März bis Mitte Mai und ab Anfang November sorgen für die längsten Sperren seit den Bombentreffern auf die Anlage von Februar 1945. Der Besuch ist auch ab Mitte Mai durch das nötig gewordene Covid19-Präventionskonzept nur eingeschränkt möglich, und der Zusammenbruch des internationalen Tourismus bedeutet den Verlust eines Großteils der sonst so zahlreichen Gäste aus dem Ausland. Zudem können Begleitveranstaltungen wie kommentierte Fütterungen, Führungen oder Kindergeburtstage nicht oder nicht mehr im gewohnten Umfang angeboten werden. Einnahmen aus Events entfallen fast vollständig. Als Perspektive für eine weiterhin positive Entwicklung wird dem Tiergarten Schönbrunn von der Republik Österreich das Gelände des Bundesforschungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft am Glorietteberg mitsamt den dort befindlichen Gebäuden überlassen. Das bedeutet nach der Übersiedlung des Forschungszentrums eine Flächenerweiterung um beachtliche vier Hektar. Darüber hinaus ist mit ihr eine Finanzierungszusage für den Bau neuer Tiergehege verbunden. Für viel Freude sorgen in diesem Krisenjahr auch die Tiere. Nachdem es bereits seit 17 Jahren Koalas im Tiergarten Schönbrunn gibt, freut man sich 2020 über das erste Jungtier bei dieser beliebten australischen Tierart. Bei den Geparden stellen sich Ende Juni Vierlinge ein. Die Orang-Utan-Gruppe bekommt über das Europäische Erhaltungszuchtprogramm Zuwachs durch zwei junge Weibchen aus anderen Zoos, von denen ebenfalls Nachwuchs erhofft wird, und zu den Afrikanischen Elefanten gesellt sich ein neuer Zuchtbulle. Auch das Eisbären-Junge aus dem Vorjahr ist für die Besucher zu sehen. Vor der ersten Schließzeit beteiligt sich der Tiergarten Schönbrunn noch im Rahmen eines Aktionstags an der Hilfe für australische Wildtiere, die von den schweren Buschfeuern im Land betroffen waren.
2021
Auch 2021 ist noch von der Covid 19-Krise geprägt. Drei jeweils etwa einmonatige Sperren, eine 3G-Zugangsbeschränkung ab Mitte Mai an Stelle der davor geltenden Obergrenze von 1500 Besuchern zur selben Zeit, Mitte November umgewandelt in 2G, Abstandsregeln und die Begrenzung der Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen erlauben weiterhin nur einen eingeschränkten Betrieb. Mitte Februar wird eine neue Voliere für die Habichtskäuze in Betrieb genommen, von denen im Rahmen des laufenden Wiederansiedlungsprojekts bisher mehr als 40 Jungtiere aus eigener Zucht in die heimischen Wälder gebracht wurden – Mitte September eine neue Anlage für die Mähnenspringer und Berberaffen. Der geplante Umbau des Aquarienhauses wird aufgrund der angespannten finanziellen Lage vorerst verschoben. Die Orang-Utans erhalten eine neu gestaltete Außenanlage, die ihnen bessere Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten bietet. Nach dem Tod des Giraffenbullen Kimbar übersiedeln seine beiden Gefährtinnen Carla und Rita aus dem 2016 anlässlich des Neubaus des Giraffenparks bezogenen Ausweichquartier wieder in ihr neues altes Heim. Kimbar hat mit fast 28 Jahren ein überdurchschnittliches Alter erreicht und war schon seit längerer Zeit nicht mehr transportfähig. Neu im Tiergarten Schönbrunn sind eine Gruppe von Totenkopfaffen, die am Jahresende noch für Nachwuchs sorgt, und das Sibirische Tiger-Männchen „Pepe“. Nguru-Zwergchamäleons, die Anfang des Jahres am Flughafen Wien vom österreichischen Zoll beschlagnahmt und dem Tiergarten Schönbrunn zur weiteren Betreuung übergeben werden, erbrüten ebenfalls Junge. Die Tierart ist stark bedroht, wird bisher kaum in menschlicher Obhut gehalten und konnte noch nie in einem Zoo gezüchtet werden. Nach 2010 wird auch wieder eine neue Tierart im Tiergarten Schönbrunn entdeckt: eine Schwebegarnele, die von einem Meeresbiologen aus dem Haus des Meeres erstbeschrieben wird und den Namen „Heteromysis schoenbrunnensis“ erhält. Unter den Jungtieren sind dieses Jahr eine Zebra-Stute, Nasenbären-Zwillinge, eine Bison-Kuh, ein Tiroler Grauvieh-Stier, ein Zweifingerfaultier und ein Mähnenrobben-Männchen.
2022
Gleich zu Jahresbeginn wird der Tiergarten Schönbrunn zum 6. Mal in Folge als bester Zoo Europas ausgezeichnet. Die Rückkehr einer weitgehenden Normalität im Alltagsleben erlaubt bald wieder den uneingeschränkten Zutritt in den Tiergarten. Auch der internationale Tourismus kommt langsam wieder in Schwung, und ab dem Sommer können wieder alle Besucher-Programme und die beliebten kommentierten Fütterungen angeboten werden. 2022 kann der Tiergarten erstmals seit den coronabedingten Schließzeiten wieder mehr als 2 Millionen Besucherinnen und Besucher begrüßen. Im Juni wird ein neuer Streichelzoo als Begegnungszone zwischen Mensch und Tier eröffnet. Anlässlich des 270-jährigen Bestandsjubiläums des ältesten Zoos der Welt werden die regulären Öffnungszeiten durch vier „Tierische Sommerabende“ mit Musikbegleitung, Artisten-Auftritten und kulinarischen Köstlichkeiten aus allen Erdteilen ergänzt. Die Löwen und Geparden bekommen neugestaltete und modernisierte Außenanlagen, die ihnen unter anderem beheizbare Liegeflächen bieten, und die Panzernashörner eine neue Teichanlage. Nach zwei Jahren Zwangspause kann ein Team aus Mitarbeitern wieder die Standorte des vom Tiergarten Schönbrunn initiierten und geleiteten, äußerst erfolgreichen Arterhaltungsprojekts für die Nördliche Batagur-Flussschildkröte in Bangladesch besuchen. Der Tiergarten Schönbrunn übernimmt auch die Leitung des Projekts zur Wiederansiedlung des Waldrapps, das von der EU weiterhin im Rahmen des LIFE-Programms gefördert wird. Mit einem Giraffen- und einem Orang-Utan-Weibchen und einem Koala- und einem Mähnenrobben-Männchen stellt sich jede Menge Nachwuchs bei den besonders beliebten Tierarten ein. Jungtiere gibt es aber auch bei den Burchell-Zebras, Mhorrgazellen, Arktischen Wölfen, Kattas, Totenkopfaffen oder Felsen- und Königspinguinen. Die Erhebung einer Mitarbeiterin des Wiener Naturhistorischen Museums zeigt, dass im Tiergarten Schönbrunn 86 verschiedene, zum Teil sehr seltene Wildbienenarten einen Lebensraum gefunden haben. Bei der Neugestaltung von Gehegen und anderen Flächen im Tiergarten Schönbrunn wird immer großer Wert darauf gelegt, auch passende Lebensbedingungen für wildlebende heimische Arten zu schaffen.
2023
Der Tiergarten Schönbrunn kann erneut mehr als 2 Millionen Besucherinnen und Besucher begrüßen. Die Brillenbären erhalten eine neu gestaltete Außenanlage und leben nun zusammen mit Weißrüssel-Nasenbären. Die Bartgeier übersiedeln zu den Waldrappen in die große Kuppelvoliere bei der Gibbon- und Katta-Anlage. Im Mai trifft ein neuer Zuchtbulle bei den Afrikanischen Elefanten ein. Das „Haus der Schrecken“ (Insektarium) wird zu einer Unterkunft für die immer wieder vom österreichischen Zoll beschlagnahmten und dem Tiergarten Schönbrunn übergebenen Tiere umgebaut. Im Sommer wird auf dem Dach der Tiergarten ORANG.erie eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Die 5. Auflage des Wimmelbuchs „Mein Tiergarten Schönbrunn – Ein Zoo für jede Jahreszeit“ erscheint. Die im vergangenen Jubiläumsjahr ins Leben gerufenen „Tierischen Sommerabende“ werden fortgesetzt, und im Juni findet der 10. Wiener Zoolauf statt. Anfang September werden auch wieder die Artenschutztage durchgeführt. Seit Mai bietet der Tiergarten Schönbrunn Kurse für den in Wien nötigen Sachkundenachweis für die Haltung exotischer Tiere an. Die vom Tiergarten Schönbrunn geförderten Forschungsprojekte zeigen unter anderem, wie sich das Geschlecht bei Krokodiltejus anhand äußerer Merkmale bestimmen lässt und dass sich junge Wallace-Flugfrösche farblich vermutlich als Kot tarnen, um ihren Fressfeinden zu entgehen. Im Rahmen des EU-LIFE-Projekts zur Wiederansiedlung des Waldrapps werden die Jungtiere in ein neues Wintergebiet in Südspanien geführt. Wegen klimatisch bedingter Änderungen im Zugverhalten der Vögel ist es bei der Alpenüberquerung Richtung Toskana zunehmend zu Problemen gekommen. An Jungtieren haben besonders ein weiteres Orang-Utan-Weibchen, ein Mähnenrobben-Weibchen, ein Zweifingerfaultier, zwei Königspinguine und Krauskopfpelikane für Freude gesorgt. Im Tiergarten Schönbrunn gelingen auch die weltweite Erstzucht der Krokodilschwanztejus (Crocodilurus amazonicus) und die europaweiten Erstzuchten der pazifischen Leuchtqualle (Pelagia panopyra) und der Rippenqualle (Bolinopsis mikado). Bei einer von der Stadt Wien unterstützten Kartierung werden auf dem Gelände des Tiergartens 26 verschiedene Libellenarten festgestellt, darunter neun, die sich auf der Roten Liste Österreichs der gefährdeten Arten befinden.